Jahrbuch
21/2006
Aloys Blumauer und seine Zeit
Herausgeber: Franz M. Eybl, Wynfrid Kriegleder, Johannes Frimmel
Aus dem Inhalt:
Das vorliegende Jahrbuch widmet sich einem der großen Literaten Österreichs: Der „wunderbare Aloys Blumauer“, wie ihn Benedikt Erenz anlässlich seines 200. Todestages in der Zeit nannte, war einer der führenden Schriftsteller der josephinischen Aufklärung. Sein Hauptwerk, Virgils Aeneis travestirt, das in der zweiten Hälfte des 18. Jh. nicht nur im deutschen Sprachraum für Furore sorgte und in viele europäische Sprachen übersetzt wurde, wurde zuletzt 2005 ediert. Obwohl im literarischen Betrieb der Gegenwart vielfach aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängt, wird seine spitze Feder, die auch vor zeitgenössischen Größen nicht kuschte, in Literaturgeschichten zur Parodie anerkennend gewürdigt.
Die vorliegenden Beiträge widmen sich Blumauers Werk nicht nur in germanistisch- literaturwissenschaftlicher Perspektive, sondern nehmen auch das politische, wirtschaftliche und soziokulturelle Umfeld der Zeit in den Blick. Die von Joseph II. – in Fortführung der von seiner Mutter Maria-Theresia eingeleiteten Staatsreformen – forcierte Etablierung gewinnorientierter Unternehmensformen führte auch zu tief greifenden Veränderungen im Buchhandels- und Verlagswesen, deren Bedeutung für die deutschsprachigen Länder als bisher unterschätzt nachgewiesen wird. Blumauer selbst allerdings, dessen Arbeit als Antiquar gerühmt wurde, konnte als Buchhändler unter den neuen Umständen nicht reüssieren. Trotz seiner weit reichenden geschäftlichen Kontakte – der hier erstmals publizierte Briefwechsel mit dem ungarischen Kaufmann Andreas Sinkenthaler dokumentiert das – verlor er sein Geschäft und starb überschuldet.
In das politisch-gesellschaftliche Leben war Aloys Blumauer sowohl durch seine Mitgliedschaft in führenden Freimaurerlogen (Zur wahren Eintracht, Zur Wahrheit) als auch durch eine rege Herausgebertätigkeit (Wiener Musenalmanach, Wiener Realzeitung, Journal für Freymaurer) eingebunden. Überzeugter Anhänger des Josephinismus, der sich mit scharfer Satire für die Reformen Joseph II. engagierte, beendete er sein literarisches Schaffen, als der Kaiser in seinen letzten Regierungsjahren restaurativen Einflüssen nachgab. Den Ideen der Französischen Revolution gegenüber blieb er aber verschlossen – anders als viele seiner Freunde, die unter Franz II. als Wiener Jakobiner grausam verfolgt wurden.
Das Jahrbuch schließt mit einer Vorstellung der für den Franz-Stephan-Preis eingereichten Arbeiten (er wurde Ines Peper zugesprochen) und einem umfangreichen Rezensionenteil. Abstracts in englischer Sprache erschließen die Beiträge den nicht deutschsprachigen Lesern.
Inhaltsverzeichnis und Textauszüge siehe Verlagswebsite.
Seiten: 274
Verlag: Dr. Winkler Verlag
ISBN: 978-3-89911-077-7
Bezug: Verlagswebsite
Für eine Liste der REZENSIONEN siehe Verlagswebsite