CfP: Tagung in Wittenberg vom 3./4. Juni 2011

Die CIERA-Forschergruppe “Raison, religions, croyances populaires : débats entre savants dans l’espace culturel germanophone aux XVIIe et XVIIIe siècles“ / Vernunft, Religionen, Volksglauben: die Wissenschaftsdebatten in der deutschsprachigen Kultur des 17. und 18. Jahrhunderts“ veranstaltet am 3. und 4. Juni 2011 eine Tagung in Wittenberg unter dem Titel

Vernunft, Religionen, Volksglauben in der Aufklärung: Wissenszirkulation und Öffentlichkeit in den deutschsprachigen Gebieten


Religionskritik, Kritik an bestimmten Praxen der Volksfrömmigkeit und am Aberglauben sind zentrale Felder des gesamteuropäischen wie deutschen Aufklärungsdiskurses. Die Frage, wie sich das Wissen in diesem Bereich verbreitet, wie Kritik konkret die Öffentlichkeit erreicht, wie staatliche und klerikale Instanzen versuchen, hierauf Einfluss zu nehmen, ist in vielen Bereichen aber deutlich weniger untersucht. Der (ursprünglich in Analogie zum Blutkreislauf gedachte) Begriff der Wissenszirkulation kann hier womöglich eine Perspektive eröffnen, in der sich literaturwissenschaftliche und neuere kulturwissenschaftliche Fragestellungen (Buch- und Druckgeschichte, Mediengeschichte, Erforschung intellektueller Netzwerke) miteinander verknüpfen lassen. Die Tagung fragt unter anderem danach:

  • Wie entsteht im 18. Jahrhundert das Wissen von kulturellen Praxen der Volksfrömmigkeit (z.B. Reiseberichte, Bilder, Legenden), wie zirkuliert solches Wissen unter den ‘Betroffenen’ (Bauernalmanache, mündliche Traditionen) ?
  • Wie bildet sich ein Austausch kritischer Argumente und wie werden sie öffentlich (z.B. Publikationsstrategien, Verlage, Geheimbuchhandel), welche Debatten bilden sich (Pro- und Contra-Publikationen, spektakuläre Ereignisse als deren Auslöser) ?
  • Welche Rolle spielen hier die unterschiedlichen deutschsprachigen Regionalkulturen? (unterschiedliche Publikationslandschaften bei unterschiedlichen religiösen Bindungen und/oder staatlicher Organisation, deutschsprachige Drucke außerhalb des eigentlichen Reiches)
  • Wie sehen die Versuche aus, die Zirkulation von Wissen und Kritik zu verhindern oder zu erschweren (Zensur, Publikationsverbote) und wie werden sie ggf. unterlaufen (anonyme, apokryphe Publikationen, halböffentliche Diskussionsformen in Briefwechseln, Lesegesellschaften, Kaffeehäusern, Salons)?
  • Wie wird über nicht-christliche Religionen, wie über Aberglauben, wie über Formen der Andersgläubigkeit berichtet ?
  • Wie zirkulieren Formen grundsätzlicher Religionskritik?

Die Fragestellung soll ausdrücklich auf die gesamte deutschsprachige Kultur der Zeit bezogen sein, insofern sind auch Vortragsangebote etwa zur Situation in der Schweiz oder in der Habsburger-Monarchie erwünscht.

Vortragsangebote (max. 30 min.) in deutscher oder französischer Sprache werden erbeten an:

  • Prof. Françoise Knopper, Université de Toulouse Le Mirail (fa.knopper@ wanadoo.fr)
  • Prof. Thomas Bremer, Universität Halle (thomas.bremer@ romanisitk.uni-halle.de)

Deadline für Vorschläge (ca. 1 Seite): 31. Januar 2011

Vorschläge im Kontext laufender Dissertations- und Habilitationsprojekte sind ausdrücklich erwünscht. Eine Publikation der Vorträge ist beabsichtigt.

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