Call for Papers - Historia als Kultur (Wien, 23.-25.10.2010)
05/08/09 12:58 | abgelegt in: Veranstaltungen| CfP
Im Rahmen des START-Projektes „Monastische Aufklärung und die Benediktinische Gelehrtenrepublik - Die Korrespondenz der Brüder Pez“ findet vom 23. bis zum 25. September 2010 in Wien die Tagung „Historia als Kultur - Geschichtsschreibung und Geschichtsforschung um 1700 zwischen Gelehrsamkeit, Politik und Konfession“ statt. Die Organisatoren laden ein, bis zum 30. September 2009 Vorschläge zur Teilnahme (Abstracts: max. 4000 Zeichen auf Deutsch und Englisch) an Dr. Thomas Wallnig (thomas.wallnig@univie.ac.at) zusenden. Beiträge zu dieser Tagung sollen einem der drei Themenschwerpunkte zuordenbar sein und nach Möglichkeit eine oder mehrere Quellen, Autoren oder politische Entitäten ins Zentrum stellen. Als Rahmen gilt das lateinische Europa in der Zeit zwischen ca. 1650 und 1750.
Drei Themenschwerpunkte:
Drei Themenschwerpunkte:
- Historische Gelehrsamkeit
- Praktiken der Gelehrsamkeit in einem breiteren gesellschaftlichen Sinn
- Das Nachleben dieser Auseinandersetzung zwischen unterschiedlichen frühneuzeitlichen Wissenskulturen in den europäischen Historiographien des 19. und 20. Jahrhunderts
Im Rahmen des START-Projektes „Monastische Aufklärung und die Benediktinische Gelehrtenrepublik - Die Korrespondenz der Brüder Pez“ findet vom 23. bis zum 25. September 2010 in Wien die Tagung „Historia als Kultur - Geschichtsschreibung und Geschichtsforschung um 1700 zwischen Gelehrsamkeit, Politik und Konfession“ statt. Die Organisatoren laden ein, bis zum 30. September 2009 Vorschläge zur Teilnahme (Abstracts: max. 4000 Zeichen auf Deutsch und Englisch) an Dr. Thomas Wallnig (thomas.wallnig@univie.ac.at) zusenden. Reise- und Unterbringungskosten der Referentinnen und Referenten werden vom Veranstalter getragen. Eine Drucklegung der Beiträge ist geplant.
Zur Tagung:
Kaum ein Bereich der frühneuzeitlichen Gelehrsamkeit ragt so weit in die Sphäre des politischen Handelns hinein und ist so eng mit der Selbst- und Fremdwahrnehmung von gesellschaftlichen Gruppen verbunden wie die Erforschung und kulturelle Verarbeitung von Vergangenem. Während das Phänomen „Memoria“ bereits seit rund 20 Jahren im Bewusstsein der Mediävistik verankert ist, steht die Auseinandersetzung mit den alteuropäische(n) Geschichtskultur(en) zwischen Humanismus und Aufklärung erst am Anfang. Ansätze aus der Geistes- und Wissenschaftsgeschichte sowie aus der Geschichte politischer Kommunikation und konfessioneller Konflikte bieten hierbei Möglichkeiten der Vertiefung und Verknüpfung miteinander, die im Rahmen der Tagung aufgegriffen werden sollen.
Dabei gibt es drei zentrale Ausgangspunkte.
Einer der signifikanten Unterschiede zwischen den christlichen Konfessionen der Frühen Neuzeit liegt in ihren Auffassungen von Geschichtlichkeit. Dadurch entwickelten sich unterschiedliche Narrative (Flacius – Baronio), doch auf der Basis einer beidseitig akzeptierten und gemeinsam weiterentwickelten argumentativen Methodik, für die sich sukzessive der Begriff der „historischen Kritik“ einbürgerte, welche die Basis für gelehrte Auseinandersetzungen bildete. Sind die Wurzeln der historischen Kritik im juristischen Denken und Sprechen bereits erforscht worden, so ist die Frage nach ihrem Verhältnis zur theologischen Methodik noch weitgehend unbeantwortet. Dies betrifft vor allem den katholischen Bereich, wo „Jus und Historie“ (Notker Hammerstein) nur in ihrem gemeinsamen Bezug auf scholastische Theologie und Kirchenrecht verstanden werden können. Somit sollen in diesem Teil der Tagung etwaige konfessionelle Spezifika historischer Gelehrsamkeit beleuchtet und besonders die Berührungsfelder und Überschneidungen mit anderen Tätigkeitsbereichen von Historiographen – und Historiographinnen – (Predigt, Jus, Theologie, Emblematik…) in den Blick genommen werden. Auch der „Historia“-Begriff selbst bezog sich ja in der Frühen Neuzeit nicht nur auf Historiographie im heutigen Sinne, sondern stellte auch einen Schlüsselbegriff für so diverse Disziplinen wie Recht, Naturgeschichte und Medizin dar.
Ein zweiter Bereich fragt nun nach den „Praktiken der Gelehrsamkeit“ (Martin Mulsow – Helmut Zedelmaier) in einem breiteren gesellschaftlichen Sinn: In wessen Auftrag, mit welchen Vorgaben und Zielsetzungen, mit welchem handwerklichen Rüstzeug, vor dem Hintergrund welcher Identitäten, mit Blick auf welches Publikum und mit welchen ästhetischen Ansprüchen wurde welche Art von Geschichte konstruiert? Wie wirkte diese dann wieder auf die Gesellschaft zurück? Auch hier soll eine leitende Fragestellung die nach möglichen Unterschieden verschiedener Geschichtskulturen dies- und jenseits der konfessionellen Grenzen sein; dabei interessieren neben der politisch-ökonomischen Dimension von Historiographie auch textimmanente Diskurse der Inklusion und Exklusion, der Eigen- und Fremdwahrnehmung: Diskurse von Fortschrittlichkeit und Rückständigkeit, von Ortho- und Heterodoxie, von „nationalem“ Konsens über die Konfessionsgrenze hinweg bzw. von positiver oder negativer Konstruktion nationaler „Modelle“ (Françoise Waquet) und anderer kollektiver politischer Identitäten (Orden, Kongregation, Bistum, Universität, Stadt, Familie etc.).
Schließlich soll das Nachleben dieser Auseinandersetzung zwischen unterschiedlichen frühneuzeitlichen Wissenskulturen in den europäischen Historiographien des 19. und 20. Jahrhunderts reflektiert werden, und zwar nicht nur im Hinblick auf politische Perspektivierungen (etwa kleindeutsch – großdeutsch), sondern auch mit der Frage nach den spezifischen fachlichen Ausprägungen im Bereich der Geisteswissenschaften und damit nach dem innerwissenschaftlichen Blick auf die Geschichtskulturen der Zeit um 1700. Hier soll reflektiert werden, in welcher Weise ältere und neuere Paradigmen der Geistesgeschichte bzw. politischen Geschichte mit der historiographischen Produktion um 1700 umgegangen sind und welche Impulse daraus für die künftige Erforschung frühneuzeitlicher Wissens- und Geschichtskulturen fruchtbar gemacht werden können.
Zur Tagung:
Kaum ein Bereich der frühneuzeitlichen Gelehrsamkeit ragt so weit in die Sphäre des politischen Handelns hinein und ist so eng mit der Selbst- und Fremdwahrnehmung von gesellschaftlichen Gruppen verbunden wie die Erforschung und kulturelle Verarbeitung von Vergangenem. Während das Phänomen „Memoria“ bereits seit rund 20 Jahren im Bewusstsein der Mediävistik verankert ist, steht die Auseinandersetzung mit den alteuropäische(n) Geschichtskultur(en) zwischen Humanismus und Aufklärung erst am Anfang. Ansätze aus der Geistes- und Wissenschaftsgeschichte sowie aus der Geschichte politischer Kommunikation und konfessioneller Konflikte bieten hierbei Möglichkeiten der Vertiefung und Verknüpfung miteinander, die im Rahmen der Tagung aufgegriffen werden sollen.
Dabei gibt es drei zentrale Ausgangspunkte.
Einer der signifikanten Unterschiede zwischen den christlichen Konfessionen der Frühen Neuzeit liegt in ihren Auffassungen von Geschichtlichkeit. Dadurch entwickelten sich unterschiedliche Narrative (Flacius – Baronio), doch auf der Basis einer beidseitig akzeptierten und gemeinsam weiterentwickelten argumentativen Methodik, für die sich sukzessive der Begriff der „historischen Kritik“ einbürgerte, welche die Basis für gelehrte Auseinandersetzungen bildete. Sind die Wurzeln der historischen Kritik im juristischen Denken und Sprechen bereits erforscht worden, so ist die Frage nach ihrem Verhältnis zur theologischen Methodik noch weitgehend unbeantwortet. Dies betrifft vor allem den katholischen Bereich, wo „Jus und Historie“ (Notker Hammerstein) nur in ihrem gemeinsamen Bezug auf scholastische Theologie und Kirchenrecht verstanden werden können. Somit sollen in diesem Teil der Tagung etwaige konfessionelle Spezifika historischer Gelehrsamkeit beleuchtet und besonders die Berührungsfelder und Überschneidungen mit anderen Tätigkeitsbereichen von Historiographen – und Historiographinnen – (Predigt, Jus, Theologie, Emblematik…) in den Blick genommen werden. Auch der „Historia“-Begriff selbst bezog sich ja in der Frühen Neuzeit nicht nur auf Historiographie im heutigen Sinne, sondern stellte auch einen Schlüsselbegriff für so diverse Disziplinen wie Recht, Naturgeschichte und Medizin dar.
Ein zweiter Bereich fragt nun nach den „Praktiken der Gelehrsamkeit“ (Martin Mulsow – Helmut Zedelmaier) in einem breiteren gesellschaftlichen Sinn: In wessen Auftrag, mit welchen Vorgaben und Zielsetzungen, mit welchem handwerklichen Rüstzeug, vor dem Hintergrund welcher Identitäten, mit Blick auf welches Publikum und mit welchen ästhetischen Ansprüchen wurde welche Art von Geschichte konstruiert? Wie wirkte diese dann wieder auf die Gesellschaft zurück? Auch hier soll eine leitende Fragestellung die nach möglichen Unterschieden verschiedener Geschichtskulturen dies- und jenseits der konfessionellen Grenzen sein; dabei interessieren neben der politisch-ökonomischen Dimension von Historiographie auch textimmanente Diskurse der Inklusion und Exklusion, der Eigen- und Fremdwahrnehmung: Diskurse von Fortschrittlichkeit und Rückständigkeit, von Ortho- und Heterodoxie, von „nationalem“ Konsens über die Konfessionsgrenze hinweg bzw. von positiver oder negativer Konstruktion nationaler „Modelle“ (Françoise Waquet) und anderer kollektiver politischer Identitäten (Orden, Kongregation, Bistum, Universität, Stadt, Familie etc.).
Schließlich soll das Nachleben dieser Auseinandersetzung zwischen unterschiedlichen frühneuzeitlichen Wissenskulturen in den europäischen Historiographien des 19. und 20. Jahrhunderts reflektiert werden, und zwar nicht nur im Hinblick auf politische Perspektivierungen (etwa kleindeutsch – großdeutsch), sondern auch mit der Frage nach den spezifischen fachlichen Ausprägungen im Bereich der Geisteswissenschaften und damit nach dem innerwissenschaftlichen Blick auf die Geschichtskulturen der Zeit um 1700. Hier soll reflektiert werden, in welcher Weise ältere und neuere Paradigmen der Geistesgeschichte bzw. politischen Geschichte mit der historiographischen Produktion um 1700 umgegangen sind und welche Impulse daraus für die künftige Erforschung frühneuzeitlicher Wissens- und Geschichtskulturen fruchtbar gemacht werden können.