Die ÖGE 18 lädt herzlich zu einem Vortrag von Frau Dr. Renate Zedinger am 14. November um 18:30 an der Universität Wien (Institut für Geschichte, Universitätsring 1, 1010 Wien, Hörsaal 30) ein.
Meilensteine lothringischer Geschichte in einer Schraubmedaille des 18. Jahrhunderts. Ein Legitimitätsanspruch?
„Geschrauffte Medaillen“ mit eingelegten Porträts der/des Geliebten, Haarlocken, magischen Sprüchen oder ganzen Bilderzyklen, z.B. auf das Leben Christi, waren im 18. Jh. ein Verkaufsschlager. Diese kleinen Kunstwerke wurden in der Regel aus zwei Medaillen oder zwei Münzen hergestellt, auf einer Seite abgeschliffen, ausgefräßt und mit Gewinde und Gegengewinde versehen, bildeten sie einen Hohlraum, in dem sich allerlei verstecken ließ. Wenn es den Medailleuren weniger um das Aussehen als um den Inhalt dieser „Döschen“ ging konnte es vorkommen, daß sie für die Vorder- und Rückseite zwei Prägungen verwendeten, die eigentlich nicht zusammen gehörten. So geschehen bei der hier vorgestellten Schraubmedaille, wobei die Vorderseite mit dem Porträt Maria Theresias von Matthäus Donner stammt und die Rückseite mit dem Porträt Franz I. Stephan von Andreas Vestner. Allerdings, wichtig war hier der Inhalt. Der Auftraggeber verfolgte mit dem eingelegten Bilderzyklus ganz offensichtlich das Ziel, Wahl und Krönung Franz I. Stephan zum Kaiser des Hl. Römischen Reiches zu legitimieren: auf dem ersten der 19 Bildchen ist Kaiser Lothar I. zu sehen, der dem Herzogtum Lothringen den Namen gab, danach folgen prägnante Darstellung aus der Geschichte des Herzogtums. Sie zeigen die jahrhundertealte Verbundenheit mit dem Römischen Reich, die erneut den Anspruch Franz I. Stephan auf die Kaiserkrone legitimiert, zusätzlich gestützt durch die Allianz mit dem Haus Habsburg.
Zu enträtseln bleibt: wer war der Auftraggeber? Wer war der Künstler?