CFP: Herrschaftsräume und ihre Medialisierungen. Ein Workshop zu Perspektiven der frühneuzeitlichen Raumforschung | Spaces of Rule and Their Medialization. A Workshop on the Current Research of Spaces in the Early Modern Period | ÖAW, IHB, Wien, 1.–3.12.2022

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Das Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (IHB) (www.oeaw.ac.at/ihb) hat sich die historisch orientierte Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes zum Ziel gesetzt. Das IHB betreibt derzeit mit der Themenplattform „Räume und Herrschaft“ ein institutseigenes Forum zur Bündelung von Forschungsfragen zu Herrschaftsräumen, Grenz-[räumen] und ihren unterschiedlichen textlichen und bildlichen Medialisierungen, vor allem der Frühen Neuzeit.
Um die vielfältigen rezenten theoretischen Ansätze zum spatial turn besser vor dem Hintergrund der inzwischen fast zahllosen Publikationen zu Fragen der wechselseitigen Verschränkung von Raum und Herrschaft reflektieren zu können, hat sich der Workshop zum Ziel gesetzt, das Verhältnis zwischen der Genese und Verfasstheit politisch-administrativer Räume einerseits und deren unterschiedlichen textlichen wie visuellen Medialisierungen andererseits mit einem Schwerpunkt in den Territorien der Habsburgermonarchie und des – lange Zeit von den Osmanen beherrschten – Balkanraumes in den Fokus zu rücken.
Einen besonderen Stellenwert soll dabei der transkulturelle Vergleich einnehmen, um auf dieser Basis eine übergreifende und leitende Fragestellung, jene nach dem Raum in der Frühen Neuzeit, für unterschiedliche Disziplinen fruchtbar zu machen.

Folgende sechs Themenbereiche stehen dabei im Vordergrund:

1.    In welcher Hinsicht wurden FRÜHNEUZEITLICHE HERRSCHAFTSRÄUME ALS ADMINISTRATIVE EINHEITEN konstituiert und medial vermittelt? Welche Berührungspunkte und Wechselbeziehungen zwischen diesen Konstituierungen von Räumen und ihren medialer Vermittlungen ergeben sich? In welchem Verhältnis stehen dabei die kleinräumigen und fest umgrenzten Stadträume zu den flächenhaft organisierten „Fürstenstaaten“? Wie verhalten sich neue politische und militärische Grenzen zu den vorhandenen sozialen und ökonomischen Strukturen?

2.    GRENZEN bzw. GRENZRÄUME sind besonders in der jüngeren Forschung zu einem Leitthema der Analyse von Räumen geworden. Wie drücken sich die Sichtbarkeit und latente Unsichtbarkeit, aber auch die Sichtbarmachung von Grenzen in der politischen und medialen Praxis aus? In welcher Weise machten Diplomatie, Kriege sowie Kultur- und Wissenstransfers Grenzen bzw. Grenzziehungen (von Militärgrenzen bis hin zu geografischen Grenzen) sichtbar, zugleich aber auch durchlässig sowie zu transkulturellen Kontakt- und Konfliktzonen?

3.    Auch RELIGIÖSE INSTITUTIONEN bildeten in der Frühen Neuzeit – etwa durch Bistümer, Orden sowie sozio-religiöse Gebäudekomplexe (z. B. Imaret, Külliye) konstituierte – Herrschaftsräume aus. In welcher Weise interagierten vorwiegend mittels Kirchen, Moscheen und Monumenten geschaffene sakrale (Landschafts-)Räume der Frühen Neuzeit mit diesen religiösen Herrschaftsräumen? Waren Heilige in ihrer Funktion als Staats- und Landespatrone dazu imstande, darüber hinaus imaginäre Räume sui generis zu schaffen?

4.    Herrschaftsräume wurden in der Frühen Neuzeit mittels vielfältiger QUELLENGATTUNGEN einer mehr oder weniger großen Öffentlichkeit vermittelt. Dazu zählen Zeitungen, Tagzettel, Reiseberichte, publizistische Quellen, Karten usw., im Osmanischen Reich etwa Seyahatnâme und Sefâretnâme. Die Räume der politischen Herrschaft bildeten sich zugleich in Kommunikationsräumen ab, was zur Frage führt, welche Akteure solche Räume schufen und welche Gruppen mit welchen Interessen und (ggf. Text und Bild kombinierenden) Zeugnissen daran partizipierten.

5.    Von Eliten (z. B. Adel, wohlhabendes Bürgertum, ayan, Militäreliten) besetzte „REALE“ KULTURRÄUME (höfische Repräsentationsräume, Residenzen und Parkanlagen, Plätze, Land-, Bürger- und Rathäuser, Kasernen etc.) besitzen über ihre faktische Existenz hinaus beträchtliche symbolische Dimensionen. In welcher Hinsicht vermochten hier visuelle Medialisierungen in den unterschiedlichsten Gattungen zu einer Multiplizierung der Imagepflege beizutragen und Herrschaftsansprüche glaubhaft durchzusetzen?

6.    Von grundlegender Bedeutung für eine konkrete Umsetzung der beschriebenen Fragestellungen ist nicht zuletzt deren Implementierung im Rahmen der DIGITAL HUMANITIES: Welchen methodischen Mehrwert für die Erforschung der frühneuzeitlichen Räume können entsprechende Projekte liefern? Theoretische Ansätze sollten mit anwendungsorientierten Fallstudien und Diskussionen zu konkreten digitalen Umsetzungen kombiniert werden. Angesprochen sind hier besonders die Träger:innen von eben abgeschlossenen oder aktuell laufenden Forschungsprojekten.

Erbeten werden Vorschläge für Vorträge und Poster in deutscher und englischer Sprache an ihb@oeaw.ac.at mit einem ABSTRACT (max. 2000 Zeichen) und einem kurzem LEBENSLAUF bis zum 30. April 2022. Für Vorträge stehen 30 Minuten Redezeit zur Verfügung. Für Posterpräsentationen stehen 15 Minuten Präsentationszeit zur Verfügung.

Dem interdisziplinären Charakter der Tagung entsprechend, sind unter anderem Historiker:innen, Osmanist:innen und Kunsthistoriker:innen als Referent:innen angesprochen.

Die Tagung findet vor Ort statt. Reise- und Aufenthaltskosten werden durch den Veranstalter übernommen.

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Spaces of Rule and Their Medialization
A Workshop on the Current Research of Spaces in the Early Modern Period

Vienna, Austrian Academy of Sciences, Institute for Habsburg and Balkan Studies, 1-3 December 2022

The Institute for Habsburg and Balkan Studies of the Austrian Academy of Sciences (IHB) (www.oeaw.ac.at/ihb) has set the goal of conducting historically oriented research on the Habsburg Monarchy and the Balkan region. With the theme of “Spaces and Rule,” (Räume und Herrschaft) the IHB currently owns and operates a forum that is used for the collection of research questions on spaces of rule, borders (border spaces), and their various textual and pictorial medializations, especially in the early modern period. These objectives take place against the background of the now almost innumerable publications on questions about the entanglement of space and rule.
In order to better reflect on the recent diverse theoretical approaches to the spatial turn, the workshop will focus on the relationship between the genesis and constitution of political-administrative spaces on the one hand and their different textual and visual medializations on the other, with a focus on the territories of the Habsburg Monarchy and the Balkan region, which were long dominated by the Ottomans.
Transcultural comparison will play a key role as it will be used to create an overarching and guiding question on space in the early modern period, which should be beneficial to different disciplines.

The following six topics are the focus of the workshop:

1. In which respects were EARLY MODERN SPACES OF RULE CONSTITUTED AS ADMINISTRATIVE UNITS, and how were they mediated in texts and images? What are the points of contact and interrelations between these spaces and their medializations? What is the relationship between the small-scale and firmly delimited urban spaces and the territorially organized princely states? How do new political and military borders relate to the existing social and economic structures?

2. BORDERS or BORDER SPACES have become a leading theme in the analysis of spaces, especially in recent research. How is the visibility and latent invisibility as well as the visualization of borders expressed in political and media practice? In what way did diplomacy, wars, and cultural and knowledge transfers make borders or borderlines (from military borders up to geographical borders) visible but, at the same time, permeable? In what ways do these processes turn borders into transcultural contact and conflict zones?

3. In the early modern period, RELIGIOUS INSTITUTIONS —comprising bishoprics, religious orders, and socio-religious building complexes (e.g., Imaret, Külliye)—also formed spaces of rule. In what way did the sacred (landscape) spaces of the early modern period, predominantly created through the construction of churches, mosques, and monuments, interact with these religious spaces of rule? Were saints, in their function as patrons of the state and country, able to create imaginary spaces sui generis?

4. Spaces of power were communicated to a generally large public in the early modern period by means of a VARIETY OF SOURCE GENRES. These included newspapers, diaries, travel reports, journalistic sources, maps, and the like, in the Ottoman Empire e.g., seyahatnâme and sefâretnâme. The spaces of political rule were, at the same time, represented in spaces of communication, which leads to the following question: Which actors created such spaces and which groups participated in them, and with which interests and (the possible combinations of text and image) testimonies?

5. “REAL” CULTURAL SPACES (e.g., courtly representation spaces, residences and parks, squares, country houses, town halls, barracks, etc.) occupied by elites (e.g., nobility, wealthy bourgeoisie, ayan, military elites) have considerable symbolic dimensions beyond their factual existence. In what ways did visual medialization in the most diverse genres contribute to a multiplication of image cultivation, and how did it credibly assert claims to power?

6. Of fundamental importance for the concrete implementation of the described questions is their integration within the framework of the DIGITAL HUMANITIES. Therefore, in what way can the study of early modern spaces deliver added value to the methodologies used in such projects? Theoretical approaches should be combined with application-oriented case studies and discussions on specific digital implementations. This is particularly relevant to the leading researchers of research projects that have just been completed or are currently underway.

Proposals for talks and posters in German and English can be submitted as an ABSTRACT (of a maximum of 2,000 characters) and a short CURRICULUM VITAE to ihb@oeaw.ac.at by 30 April 2022. The talks will have a maximum duration of 30 minutes, and the presentations will have a maximum duration of 15 minutes.

In accordance with the interdisciplinary character of the conference, historians, Ottomanists, and art historians are included as speakers.

The conference will take place on site. Travel and accommodation expenses are covered by the organizer.

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